Sunday, September 13, 2009

Jurte - Sendung auf ARTE - TRACKS

Zusammengelegt passt sie in eine Schubkarre, aufgebaut entpuppt sie sich als Nomaden-Palast. Heute schlagen die Jurtenbauer ihre Zelte bei Tracks auf.

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Um seine Jurte aufzubauen, braucht der Holländer Froit Bolorah weder Maurer noch Baugerüst. Nur seine Frau mongolischer Abstammung und zwei Freunde. Der Filzpalast steht schneller, als das Hähnchen auf dem Grill durch ist. Dank einflussreicher Fürsprecher ist die Jurte weltweit zu einem Must geworden. Egal, ob Fortbildungs-Seminar oder Flitterwochen, das runde Steppenzelt passt sich allen Bedürfnissen an. Die Kinder bekommen ihr eigenes Dach über dem Kopf, und auch Fifi muss nicht im Regen stehen.

Die ideale Kombination aus Zelt und Gemäuer hält einerseits warm, erfordert aber keine Baugenehmigung. Doch auch wenn manch einer nie wieder umziehen mag, ist die Jurte ursprünglich der Wohnwagen der Nomadenvölker. Heute hat Froit seine Zelte in der Ardèche beim ersten internationalen Jurtenbauertreffen aufgeschlagen.

Dazu sind die Superstars des Nomadendomizils aus England, Hawaii, den Niederlanden oder den USA angereist und bieten drei Tage lang verschiedene Workshops an. Seit fast 50 Jahren möchte Bill Coperthwaite die moderne Zivilisation um Errungenschaften bereichern, die er den so genannten „primitiven Kulturen“ abgeguckt hat. Coperthwaite ist Autor der ultimativen Do It Yourself-Bibel „A Handmade Life“ und hat die “Yurt Foundation“ gegründet. Der Konsumverweigerer hat weder E-Mail noch Telefon und lebt mitten im Wald.

Einige Pferdelängen davon entfernt hat die 24-jährige Laetitia im Languedoc-Roussillon ihr Leben im Bus gegen das in der molligen Jurte eingetauscht. 2.000 Euro hat das mobile Eigenheim sie gekostet. In Frankreich schießen die Jurten wie Pilze aus dem Boden, inzwischen sollen es schon über 3.000 sein. Allerdings ist sie auf das Wohlwollen der Behörden angewiesen, denn die dürfen die Jurten-Camper nach drei Monaten abschieben. Laetitia : „Wir haben Heizung und seit Neuestem auch Strom über Solarzellen. So kann ich am Computer über meinen Berichten schwitzen, die ich fürs Praktikum schreibe. Ich kann Musik hören, ich kann Licht anmachen, und mehr brauche ich auch nicht". Ein Landwirt lässt Laetitia auf seinem Grundstück wohnen. Sie hat inzwischen den Verein „Vom Garten zur Autonomie“ gegründet, über den sie selbstangebautes Obst und Gemüse auf dem Markt verkauft. Der erste Schritt in Richtung Selbstversorgung.

Der Ursprung der Jurten-Manie liegt in einem Mythos, den die Nomadenvölker im fünften Jahrhundert aus den Steppen Zentralasiens nach Europa tragen. Unter der Führung von Attila oder Dschingis Khan fallen sie dort ein und zeichnen die Weltkarte neu. Schon damals haben die Horden von Reitern und Bogenschützen Jurten im Schlepptau, genau wie heute ihre rastlosen Nachfahren. Wie schon vor 1.500 Jahren gehorcht der Bau dieser provisorischen Lagerstätte den immer gleichen, unantastbaren Regeln, diktiert von Schamanen, die mit der Geisterwelt in Verbindung stehen. Eine davon lautet: In einer Jurte bewegt man sich immer im Uhrzeigersinn. In der Mongolei besteht die Bevölkerung bis heute zur Hälfte aus Nomaden. Doch der Einfluss des Konsums auf ihre Lebensweise ist nicht zu übersehen..


Die Jurte als dekoratives Accessoire? Das kommt für Lucy und Nitsan einer Gotteslästerung gleich! In ihren LKW mit der geistreichen Aufschrift "Spirits Intent" kutschieren die Jurtenbauer mit allem durch Europa, was sie für ihre Mission brauchen, die da lautet: Uns zum Nomadenleben zu bekehren. Nitsan verlässt den israelischen Kibbuz, in dem er aufwächst, um keinen Dienst an der Waffe leisten zu müssen. Seit über zehn Jahren teilt er sein Leben abseits der Industriegesellschaft nun schon mit der ehemaligen Mathematikstudentin Lucy. Den Riesenzelt-Spezialisten verdankt das Festival nicht nur seine zweistöckige Jurte, sondern auch seine Existenz.

DVD

"Echappées Nomades"
Ein Dokumentation von Alain Dussort
bei Catharsis Productions


"Destination monde : Mongolie"
Verlag : LCJ Editions


Links


Tracks
Samstag 12. September 2009 um 03.00 Uhr
Keine Wiederholungen
(Frankreich, 2009, 52mn)
ARTE F
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